Willkommen auf der Homepage der Segler im Turnverein Emmering 1898 e. V. |
Im Spätfrühling - um genau zu sein, zwischen dem 05. Juni
1999 und dem 12. Juni 1999 - hatten wir einen Törn in Kroatien durchgeführt. Diese
Region, in der Vergangenheit so stark von kriegerischen Auseinandersetzungen
beeinträchtigt, hat nichts von ihren Reizen für Segler (und auch
"Normalurlaubern") verloren. Natürlich sieht man leider noch - und das
besonders im Landesinneren - die häßlichen Ruinen, die dieser Krieg zurückgelassen hat,
und die mehr als deutlich seine Unsinnigkeit und Unmenschlichkeit beschreiben. Aber diese
Mahnmale verschwinden mehr und mehr und beeinträchtigen immer weniger den reizvollen
Charakter dieser Region.
Besonders in der kroatischen Inselwelt, dem eigentlichen Ziel der Emmeringer Segler, ist
nahezu nichts mehr davon zu sehen. Der touristische Alltag ist dort seit längerer Zeit
wieder eingekehrt - erkennbar auch an den Preisen, die mittlerweile schon unser Niveau
erreicht haben. Wie dem auch sei, der Törn ließ herrliche Erinnerungen an frühere
Jugoslawien-Törns wieder aufleben
Und dann zum Jahres-/Jahrhundert-/Jahrtausendende der Törn in die Karibik. Hier die
Statistik vorweg: Zeitraum 20.11. bis 05.12 bzw. 12.12, also zwei Wochen bzw. drei Wochen,
Segelrevier "Windward Islands" zwischen Martinique und Grenada. Wir waren 40
Personen, verteilt auf fünf Schiffen, die eine Länge von ca. 15m hatten.
Trotz einer durchschnittlichen Schiffbesetzung von acht Leuten war ausreichend Platz für
jeden vorhanden, - wäre gewesen, muß man nachträglich allerdings einwenden, wenn sich
die Karibik so gezeigt hätte, wie man es eigentlich hätte erwarten können: Sonne pur,
Lufttemperaturen über 30 Grad, Wassertemperaturen nicht unter 25 Grad und wenn schon
Regen, dann nur kurze Schauer, die zur Abkühlung höchst willkommen sind. Unter diesen
Umständen hätte man eigentlich leben können, vornehmlich an Bord (auch nachts) und
natürlich ganz selten unter Deck, weil es - wen wundert's - dort unten zu heiß ist.
Es kam allerdings ganz anders: Unmittelbar vor unserem Törn, den wir selbstverständlich
für die normalerweise hurrkian-freie Zeit eingeplant hatten, war ein ganz ungewöhnlicher
Hurrikan-Nachkömmling ("Lenny") in der Karibik entstanden. Abgesehen davon,
daß er sich nicht an die normale Zeit gehalten hatte (und auch einen ganz unüblichen Weg
eingeschlagen hatte), zeigte er dennoch alle negativen Eigenschaften, die man von einem
Hurrikan gewohnt war: Enorme Windgeschwindigkeiten, hohe Wellen, außergewöhnliche
Zerstörungswut und vor allen Dingen ein totales Umkrempeln der Wetterlage nach seinem
Abgang.
Um es kurz zu machen:
Unser Abflug von Paris nach Martinique mußte um einen Tag verschoben werden, weil der
Hurrikan noch nicht ganz weg war und deshalb kein Flugzeug landen ließ.
"Lenny" hatte zum Teil große Verwüstungen an den Stränden zurückgelassen.
Teilweise waren bekannte Traumstrände verschwunden, wobei der dazugehörige Sand meist
noch vorhanden war, er befand sich allerdings größtenteils in den Hotels und
Restaurants, die früher einmal hinter dem Strand aufgebaut worden waren, jetzt aber
direkten Zugang zum Meer hatten. Das sonst so klare Meer war auch nicht von der gewohnten
Qualität. Es war aufgewühlt und eingetrübt.
Und dann das Wetter: Total verändert. Es war zwar wie gewohnt heiß - mit erhöhter
Schwüle, aber es gab nicht nur Sonne pur (die es selbstverständlich auch reichlich gab),
sondern auch tropische Regengüsse pur mit entsprechenden Sturmböen. Diese Güsse hielten
dann auch - zumindest in der ersten Woche - einige Stunden an und waren deshalb beileibe
nicht mehr als angenehm erfrischend zu empfinden. Unter diesen Umständen war's dann
natürlich vorbei mit dem Leben an Deck. Aber.....unter Deck war es zwar trocken, es
herrschten dort jedoch Temperaturen und eine Luftfeuchtigkeit, die man hierzulande
eigentlich nur in einer Sauna vorfindet. Man will es nicht glauben, aber unter diesen
Umständen stellen sich sogar in der Karibik Erkältungen ein. Neben den Erkältungen, die
sich dann auch prompt einstellten, hat aber keiner der Emmeringer Segler - und auch keines
der Schiffe - einen Schaden davon getragen. Nach ungefähr eineinhalb Wochen hatte sich
das normale Wetter wieder eingefunden und ließ uns schließlich doch noch in den Genuß
eines traumhaften Segelurlaubs kommen. Unbeeinflußt - oder sagen wir nahezu - von den
Unwillen des Wetters, hatte jeder Skipper seine eingeplanten Ziele anlaufen können:
Die Marigot-Bay in St. Lucia (Anlaufpunkt aller SiTVE-Schiffe für eine gemeinsamen
Clubabend) mit der Doolittle Bar, die jeder kennt, der das Musical "My Fair
Lady" gesehen hat,
die Pitons auf St. Lucia, zwei markante Bergspitzen und eines der Wahrzeichen schlechthin
für die Karibik,
die Admirality Bay in Bequia (St. Vincent), bekannter Anlaufpunkt und Ankerplatz von
vielen Klein- und Vollmastseglern und auch modernen Kreuzfahrtschiffen,
die Basil's Bar auf Mustique, einer Insel, auf der VIP's wie die englische Königsfamilie,
Mick Jagger, Michel Jackson und viele andere ihren Feriensitz haben. Basil's Bar war
übrigens vom Hurrikan zerstört worden, war aber bei unserer Ankunft wieder ganz gut
hergerichtet worden. Wir konnten also unseren "Sundowner" bei einem fast
kitschigen Sonnenuntergang genießen.
Die Tobago Cays, ein traumhaftes Tauch- und Schnorchelrevier, das vollkommen geschützt
und umgeben ist von einem hufeisenförmigen Riff, dem sog. "Horseshoe Reef".
Grenada mit seiner von Riffen eingesäumten Hartman Bay. Der Namensgeber dieser Bucht ist
übrigens weder verwandt noch verschwägert mit Franz Hartmann, einem unserer Skipper und
den meisten bekannt als die treue Seele des TVE. Bei einem Landausflug über die Insel
Grenada konnten zumindest drei Crews eine Muskatnuß-Fabrik (Arbeitsbedingungen wie bei
"Onkel Tom's Hütte") und eine uralte, aber noch funktionsfähige Rumdestille
(Dampfmaschinen aus dem Jahr 1867) besichtigen. Union Island, ganz in der Nähe der Tobago
Cays, war für die Crews von vier Schiffen der Endpunkt des Törns. Die vier Schiffe
wurden im Hafen von Union Island, Clifton Harbor, dem Vercharterer wieder zurückgegeben -
wir hatten für die meisten Schiffe einen sogenannten "One-Way-Törn" geplant,
um uns länger in der südlichen, typisch karibischen Gegend aufhalten zu können. Die
Crews selbst wurden von dort mit einem kleinen Flugzeug ("Insel-Hopper"), mit
dem die gefahrene Route noch einmal von oben nachvollzogen werden konnte, zurück nach
Martinique gebracht, um dann mit einem Jumbo, der wahrscheinlich versehentlich von der Air
France mit Kindersitzen bestückt worden war, den langen Weg zurück nach Europa
anzutreten. Macht nichts, wer Enge gewöhnt war, dem machen die sieben Stunden Flug in
Kindersitzen auch nichts mehr aus. Nur ein Schiff mit dem bereits oben erwähnten Skipper
Franz Hartmann, war den ganzen Weg nach Martinique wieder zurückgefahren, hatte also auf
die etwas teurere Variante des "One-Way-Törns" verzichtet. Sie wollten es so -
und wahrscheinlich hat sie deshalb der Meeresgott noch mit einem wunderbaren Geschenk
belohnt: Franz hatte während des gesamten Törns unermüdlich eine Angelleine
nachgeschleppt. Der Erfolg der Angelei war eher bescheiden: mal eine Plastiktüte, mal ein
Schuh, auch mal ein Fischlein, für das man allerdings eine Minipfanne erfinden hätte
müssen - übrigens die normale Ausbeute bei unseren bisherigen Segeltörns - bis, ja bis
zu jenem denkwürdigen Erlebnis an einem der letzten Tage: Plötzlich ein gigantischer Zug
auf der Leine, Hektik auf dem ganzen Schiff, zuerst Fragezeichen (vielleicht doch ein
Schuh), dann aber die Gewißheit: Es war ein Dolphin (oder auch Dorado genannt) von über
einem Meter Länge, der schließlich an Bord gezogen wurde. Keine Frage, daß die
nächsten Tage köstliche Fischmenüs auf der Speisekarte standen. Auch diese Crew mußte
schließlich ihr Schiff zurückgeben und traf sich auf dem Flughafen Martinique zum
Rückflug in die kalte Heimat mit der anderen Drei-Wochen-Crew - die, wie vorher erwähnt,
mit dem "Insel-Hopper" dorthin gekommen war. Daß es für die zwei Crews erneut
Schwierigkeiten mit dem Rückflug gegeben hatte, lag aber diesmal nicht an den Spätfolgen
des Hurrikans, sondern mehr an der chaotischen Planung von Air France. Ärger hin, Ärger
her, es war wie immer - kleinere und größere Unannehmlichkeiten einer Reise sind schnell
vergessen, geblieben ist die Erinnerung an traumhafte Tage, Palmen, Sonne und weissen
Passatwolken, Strände, Häfen und nicht zuletzt die creolische Küche und die herrlichen
Sundowner zur Happy Hour.
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Aktualisiert: April 2001 | © TV Emmering |